Nachhaltigkeitsziele im Dolmetscheralltag: Die grüne Kabine

Die Grüne Kabine: Nachhaltigkeitsziele im Dolmetscheralltag

Das VKD-Fortbildungsreferat lud im September zu einem Online-Workshop mit dem Thema „Die grüne Kabine“ ein. Im Rahmen des insgesamt dreistündigen Workshops am Samstagvormittag wurde von Caterina Saccani und Sarah King über die zwei großen Themenblöcke „Emissionen verringern und vermeiden“ und „Emissionen kompensieren“ referiert. Zwischendurch diskutierten die Teilnehmer dazu in Break-Out Rooms.

Nachhaltigkeit: ein ganzheitlicher Begriff

Los ging es mit Überlegungen zu den UN-Nachhaltigkeitszielen und deren ganzheitlichen Charakter; denn auch hier geht es nicht um Verzicht in allen Lebenslagen, sondern auch darum, eine gesundheitlich und wirtschaftlich nachhaltige Zukunft aufzubauen. Die Referentinnen arbeiteten hierbei überzeugend heraus, dass eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf eben auch zu einem ganzheitlich-nachhaltigen Dolmetscheralltag gehören. Derart gestärkt und ausgeglichen fällt es leichter, auch die Zukunft des Planeten bei der Berufsausübung mit im Blick zu haben.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung prägten die Referentinnen das erbauliche Motto, dass Opferbringung und Askese nicht übergreifend alle Einsparungs- und Kompensationsbemühungen leiten sollten. Vielmehr wurden spielerische und vor allem realistische Ansätze zu Verbesserung der eigenen Klimabilanz in den Fokus gerückt.

Statt also für immer dem gelegentlichen Steak abzuschwören, nur noch bei Kneipp-Becken-Temperaturen zu duschen und niemals mehr mit dem Flugzeug zu reisen, können auch spielerisch pragmatische Maßnahmen zur Emissionseinsparung in den Alltag eingebaut werden, z. B. ein Monat ohne Fleisch oder eine Challenge zum kürzeren Duschen.

Der grüne Dolmetscheralltag

Um diese Einsparpotentiale konkret im Dolmetscheralltag zu durchleuchten, wurden verschiedene Aspekte aus dem Leben der KonferenzdolmetscherInnen detailliert aufgegriffen, insbesondere die unterschiedlichen Phasen eines typischen Einsatzes: Wie kann der ökologische Fußabdruck vor, während und nach dem Einsatz verbessert werden? Unser Berufsalltag umfasst viele allbekannte Emissionsquellen (Mobilität, Ernährung, usw.) aber auch „verstecktere“ Energiefresser wie Datenverarbeitung oder die Büroausstattung im Allgemeinen. Auch Beispiele für nachhaltige Hotelangebote wurden konkret vorgestellt.

Es wäre recht unrealistisch, zu jedem Auftrag nur noch mit dem Fahrrad anzureisen, jedoch spricht (trotz vieler Bahn-Odysseen im vergangenen Sommer) weiterhin Vieles für die Anreise mit der Bahn. Wir alle nutzen oft die „müßigen“ Stunden im Zug für letzte Vorbereitungen und freuen uns, wenn wir dabei auch noch das Klima schonen.

Insgesamt regte der Workshop zu einem bewussteren Umgang mit allen Ressourcen an und lud dazu ein, diverse Aspekte unseres beruflichen (aber auch privaten) Handelns neu zu bewerten. Beispielsweise: Muss ich alle Unterlagen für meinen Einsatz zwingend ausdrucken? Oder: Könnte ich eine Fahrgemeinschaft mit KollegInnen bilden?

Kompensation als Möglichkeit für DolmetscherInnen

Im zweiten Teil des Seminars ging es um Kompensationsmöglichkeiten der unvermeidbaren Emissionen. Was sich vielleicht für manchen etwas kryptisch anhört, ist im Grunde ganz einfach: Man kann entweder punktuell (bei der Buchung eines Flugs), pauschal (auf Basis des durchschnittlichen CO2-Ausstosses in Deutschland, nämlich 11 t pro Jahr) oder auf Grundlage präziserer, individueller Berechnungen (abhängig von Reisegewohnheiten, Heizungsart usw.) die zu kompensierende Summe auf Internetportalen errechnen lassen. Die Ausgleichszahlung funktioniert wie eine Spende und kann steuerlich geltend gemacht werden. Wer dabei Angst vor Greenwashing hat, kann über die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima Informationen über zertifizierte und seriöse Akteure erhalten.

Der nachhaltig ägrierende Dienstleister: auch ein wirtschaftlich zukunftsträchtiges Prinzip

Dass sich der Schritt zu mehr Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich lohnt, beweist der Bericht des ebenfalls am Seminar teilnehmenden Vertreters eines Konferenztechnikanbieters: Seitdem das Unternehmen in der Außenkommunikation auf seine konkreten Bemühungen zur Klimaneutralität im Rahmen eines Berliner Bündnisses hinweisen kann, sind Anfragen und Umsatz deutlich gestiegen.

In diesem Zusammenhang wurde besprochen, dass die Zertifizierung für Einpersonenbetriebe nicht möglich sei, man jedoch durchaus als Multiplikator agieren kann und sollte. So kann bei Reisebuchungen für uns oder Teams, die wir organisieren, die Frage nach der Kompensation gestellt werden, um Kollegen und Kunden zu sensibilisieren.

Fazit

Der Workshop verdeutlichte, dass es möglich ist, als DolmetscherIn klimaschonend zu handeln. Auch in Zeiten, in denen RSI-Einsätze auf dem Vormarsch sind, umfasst unsere Tätigkeit vielerlei Emissionsquellen. Mit kleinen Anpassungen und auch durch Kompensation können wir zu einer sparsamen Ressourcennutzung unseren Beitrag leisten. Dies kann sogar Spaß machen und zu einem überzeugenden Verkaufsargument werden. Mit konkreten, pragmatischen und detaillierten Informationen und Ideen, wie denen, die im Seminar vermittelt wurden, fällt der Schritt zu mehr Nachhaltigkeit auch deutlich leichter.

Redaktion: Sylvia Lyschik und Fiona Scuiller

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